Die Brücke am Kwai - Film 1957 (2024)

Die Brücke am Kwai - Film 1957 (1)

Die heutige Brücke am Kwai. Photo taken by User:Mjanich in mid 2004 with a Sony DSC-707. See EXIF record for details., Bridge over River Kwai, CC BY-SA 3.0.

„Die Brücke am Kwai“ (Originaltitel: „The Bridge on the River Kwai“) ist ein fiktionalisierter Historienfilm von Sir David Lean, KBE (1908 – 1991) aus dem Jahr 1957, der auf dem gleichnamigen Roman (Originaltitel: „Le Pont de la rivière Kwai“) des französischen Schriftstellers Pierre Boulle (1912 – 1994) aus dem Jahr 1952 basiert. Er ist nach dem 1968 unter dem gleichen Titel verfilmten dystopisch satirischen Science-Fiction-Roman „Planet der Affen“ (Originaltitel: „La Planète des singes“) von 1963 Boulles bekanntestes und einflussreichstes Werk.

Handlung von Film und Roman sind an den Bau der realen Brücke über den Mae Nam Mae Klong (แม่น ้ำแม่กลอง), der wegen des Films in Mae Nam Khwae Yai (แม่น ้ำแควใหญ่ = „GroßerNebenfluss“, eingedeutscht meist schlicht: Kwai) umbenannt wurde, 1942 durch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter eine japanischen Kriegsgefangenenlagers in Thailand angelehnt. Zur Erklärung: Der ursprüngliche Mae Nam Khwae Yai vereinigt sich bei Kanchanaburi (กำญจนบุรี), Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in Zentralthailand, mit dem Mae Nam Khwae Noi (แม่น ้ำแควน้อย) und hieß von da an Mae Nam Mae Klong. Über diesen wurde die Brücke gebaut, die wegen eines Missverständnisses und des Romans und Films gemeinhin als die Brücke am Kwai bekannt wurde, woraufhin man den Namen des Flusses anpasste. Obgleich die im Film vorkommende von Kriegsgefangenen gebaute Brücke tatsächlich von den Alliierten zerstört wurde, errichtete man sie nach Kriegsende wieder und sie steht noch heute. Die Handlung und die handelnden Charaktere sind jedoch fiktiv und die Brücke im Film befindet sich in Burma, heute Republik der Union Myanmar, und nicht in Thailand, was angesichts der Tatsache, dass es sich um eine Brücke für die Thailand-Burma-Eisenbahn handelte, auch eher ein für Thematik und Aussage des Films unbedeutendes Detail ist.

Ein japanischen Kriegsgefangenenlager im burmesischen Dschungel nahe dem Fluss Kwai im Jahre 1943: Hier führt Rikugun-Taisa (陸軍大佐, entspricht dem Rang Oberst oder Colonel) Saito (Sessue Hayakawa, 1889 – 1973) ein strenges Regiment und viele der alliierten Kriegsgefangenen sterben an Krankheit oder Überarbeitung. Der US-Amerikanische Commander Shears (William Holden, 1918 – 1981) beobachtet so mit gewisser Belustigung vom Lazarett aus wie der britische Lieutenant Colonel Nicholson (Alec Guinness, 1914 – 2000) seine Truppen, die den Colonel Bogey March (zu deutsch: „Oberst Popel Marsch“) pfeifen, ins Lager marschieren lässt – ganz so als wolle er der Gefangennahme zum Trotz Disziplin, Ordnung und den Geist der britischen Armee bei seinen Männern um jeden Preis aufrechterhalten. Saito erklärt den britischen Gefangenen, dass es keine Zäune und Wachen gäbe, die sie an der Flucht, zu deren Versuch gefangengenommene Soldaten eigentlich verpflichtet sind, hindern würden, weil jeglicher Fluchtversuch aussichtlos wäre und nur dazu führe, dass man in dem sich in jede Richtung kilometerweit erstreckenden Dschungel sterben würde. Auch erklärt Saito, dass jeder Mann zur Arbeit am Bau einer Eisenbahnbrücke über den Kwai herangezogen würde. Nicholson weist Saito daraufhin, dass es nach Genfer Konvention, die das Kaiserreich Japan jedoch nie unterzeichnet hat, was im Film allerdings unerwähnt bleibt, verboten wäre, kriegsgefangene Offiziere zur Zwangsarbeit heranzuziehen. Damit beginnt ein Machtkampf zwischen Saito, der Nicholsons Soldatenehre anzweifelt, und dem unbeugsamen Nicholson, dem erst mit Erschießung gedroht wird, was der Lazarettarzt Major Dr. Clipton (James Donald, 1917 – 1993) verhindern kann, und den Saito dann mit den anderen Offizieren bis zur Rückkehr der Mannschaften in der prallen Sonne strammstehend ausharrenlässt. Dann lässt Saito die Offiziere in eine Strafhütte und Nicholson in eine eiserne Schwitzhütte sperren, doch der bleibt unbeugsam.

In der Zwischenzeit gelingt Shears die Flucht und er kann sich, nachdem er zur Erholung in einem siamesischen Dorf untergekommen war, bis Ceylon durchkämpfen.

Wegen der schlechten Arbeitsmoral der britischen Kriegsgefangenen sieht Saito sich gezwungen mit dem noch immer unnachgiebigen Nicholson zu verhandeln. Saito gibt zu, eswerde von ihm, wenn die Brücke nicht fristgerecht fertiggestellt würde, erwartet, dass er Suizid begehe. Erst will er Nicholson von der Arbeit freistellen, dann auch die nächstniedrigeren Offiziere, doch am Ende knickt er gänzlich ein. Da Nicholson glaubt, er müsse seinen Männern eine Aufgabe geben, auf deren Vollendung sie stolz sein können. Um die Moral aufrecht zu erhalten, nimmt er daher die Aufgabe, die Brücke zu bauen durchaus ernst und besichtigt mit sachkundigen Offiziere die Baustelle. Bei einer Konferenzsitzung erklären Nicholson und seine Offiziere Saito, die Brücke sei an einer völlig ungeeigneten Stelle errichtet worden und man müsse flussabwärts ganz von vorne beginnen. Als Nicholson vorschlägt, man solle zur Wahrung der Frist auch die japanischen Soldaten zur Arbeit heranziehen, gibt Saito vor, das selbst bereits befohlen zu haben. Der Bau der Brücke entwickelt sich unter Nicholsons Führung zu einer heimlichen Demütigung der Japaner: Er will Saito zeigen, wozu britische Soldaten in der Lage sind, nachdem der Bau unter japanischer Führung einem Desaster gleichkam. Clipton gibt Nicholson zu bedenken, dass Nicholsons zur Besessenheit gewordener Plan, die Brücke fristgerecht fertigzustellen, als Zusammenarbeit mit dem Feind ausgelegt werden könne, woraufhin Nicholson ihn gemahnt, nicht viel vom Geist der Armee zu verstehen. Obgleich Saito der Antagonist ist, wird er in seiner Furcht und Verzweiflung in dieser Passage des Films von einer sehr menschlichen Seite gezeigt – die gerade im Hollywood der frühen Nachkriegsjahre sonst übliche Dämonisierung des einstigen Kriegsgegners vermeidet „Die Brücke am Kwai“. Es ist vielmehr so, dass die Beziehung zwischen Saito und Nicholson hier eine Kehrtwende erlebt und sich von diesem Zeitpunkt an zu einem von gegenseitigem Respekt geprägten Verhältnis wandelt.

Shears erholt sich in einem Armeekrankenhaus nahe einer Kommandoschule in Ceylon von den Strapazen seiner Flucht und schmiedet eifrig Pläne, sich als Kriegsversehrter freistellen zu lassen und endlich in die Heimat zurückzukehren. In Wahrheit hat er sich den Offiziersrang auch nur zu Unrecht von einem gefallenen Commander angeeignet, weil er sich davon eine bessere Behandlung in der Gefangenschaft erhofft hat. Als man nun seitens der Spezialeinheit 316 (das fiktive Gegenstück zur realen Spezialeinheit des britischen Militärgeheimdienstes in Asien: Force 136) mit dem Wissen um Shears Schwindel herantritt, wird er dazu verdonnert, ein Kommando, das über dem Dschungel mit Fallschirmen abspringen soll, wobei einer der vier Männer in einem Baum landet und verstirbt, zur der Brücke zu führen, die mit Plastiksprengstoff bei Inbetriebnahme gesprengt werden soll, um nicht nur die Brücke, sondern auch den überfahrenden Zug zu zerstören. Mit der Hilfe einiger Einheimischer, fast ausschließlich Frauen, führt Shears den Briten Major Warden (Jack Hawkins, 1910 – 1973) und den Kanadier Lieutenant Joyce (Geoffrey Horne, *1933) zur in der Zwischenzeit – nun doch mit Hilfe der sich freiwillig zur Arbeit bereiterklärenden Offiziere – fristgerecht fertiggestellten Brücke. Der von einer Auseinandersetzung mit einem japanischen Soldaten verletzte Warden bleibt auf einer Anhöhe mit einem Mörser bewaffnet zurück, während Shears und Joyce sich mit einem Einheimischen an einem kleinen Floß mit der Ausrüstung festhaltend flussabwärts zur Brücke treiben lassen, an der sie getarnt und im Schutz der Dunkelheit unter Wasser dieSprengladungen festmachen und sich noch weiter flussabwärts an unterschiedlichen Ufern verstecken: Auf der einen Seite Joyce mit dem Zünder hinter einem großen Felsen, auf der anderen Seite Shears und der Einheimische im Gestrüpp.

Im Lager feiern Nicholson und seine Männer die fristgerechte Fertigstellung der Brücke, welche am nächsten Morgen eingeweiht werden soll. Als der Tag heranbricht ist der Pegel des Kwai gesunken und ein Stück in etwas Treibholz verfangener Zündschnur ragt aus der Wasseroberfläche. Damit beginnt der brisante Showdown des Films: Es ist Nicholson selbst, der bei der Besichtigung der Brücke bemerkt, dass etwas nicht stimmt und mit Saito das Flussbett abschreitet. Joyce ersticht Saito, als der sich ihm und dem Zünder nähert. Nicholson, für den die Brücke mittlerweile ein Symbol des Widerstands und Überlebenswillens seiner Soldaten ist, ruft um Hilfe. Ein Feuergefecht beginnt, bei dem Joyce erschossen wird und Shears zu Nicholson und dem Zünder durch den Fluss schwimmt. Als er das andere Ufer erreicht, wird auch er erschossen und in diesem Moment von Nicholson erkannt, was einem Weckruf gleichkommt. Als der Zug die Brücke erreicht, wird Nicholson, der den Zünder nun selbst auslösen will, von einem Mörsergeschoss Wardens getroffen und bricht sterbend auf dem Zünder zusammen, womit die Brücke und der Zug zerstört werden. Clipton, der alles von einer Anhöhe mit angesehen hat, schließt mit den Worten: „Wahnsinn… Wahnsinn!“

Ähnlich wie auch bei „Planet der Affen“ hielten die Filmemacher sich nicht an das Ende von Boulles Roman, denn in dem wird die Brücke nicht zerstört – und auch bei „Planet der Affen“ erkennt der Protagonist den „Wahnsinn“ der Menschen und bricht fluchend zusammen.

Obgleich Boulle dieser Aspekt der Adaption missfiel, war er sonst mit ihr zufrieden. Abgesehen von Cliptons letzten Worten, überlässt der Film es dem Zuschauer, die Handlungen der Charaktere zu bewerten. Manche kritisierten so eine Zurschaustellung einer unbedingten militärischen Pflichterfüllung, während andere genau diese durch den Film entlarvt sahen.

Letztendlich ist „Die Brücke am Kwai“ sowohl eine psychologische Studie von fünf sehr unterschiedlichen Offizieren (Nicholson, Shears, Saito, Clipton und Warden), mitunter bedingt durch ihre kulturelle Prägung, als auch ein durchaus packender Film über einen sonst wenig beleuchteten Aspekt des Zweiten Weltkrieges.

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Author: Chrissy Homenick

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